Mit dem Gewinn der Champions League krönte Liverpool im vierten Jahr unter Jürgen Klopp eine Saison der Superlative. Wir blicken zurück auf den Verlauf der Saison 2018/19 und rekapitulieren die schönsten und bittersten Momente der vergangenen Spielzeit.
In diesem Artikel blicken wir auf die zweite Saisonhälfte von Januar bis Juni zurück. Nach mehreren entäuschenden Leistungen im Januar und Februar drehten die Reds ab März richtig auf und krönten die Saison mit dem Gewinn der Champions League.
Klickt hier, um den Saisonverlauf von Juli bis Dezember nachzulesen.

Januar- Niederlage im Top-Duell leitet die grauen Monate ein
Zu Beginn des Kalenderjahres wartete gleich der Knüller auswärts bei Manchester City. Mit einem Sieg könnten die Reds den Vorsprung auf zehn Punkte ausbauen. In einem intensiven Spiel wäre Liverpool beinahe durch ein Eigentor von John Stones in Führung gegangen, doch City kratzte den Ball um Millimeter noch von der Linie. Sergio Aguero brachte die Hausherren vor der Halbzeit in Führung. Firmino glich im zweiten Durchgang aus, doch Leroy Sané rang mit seinem Treffer Liverpool zu Boden. Nach 20 Spielen war es die erste Saisonniederlage in der Liga für die Reds. City verkürzte den Abstand auf vier Punkte.
Geplagt von Verletzungsproblemen ging es mit einer Rumpftruppe, bestehend unter anderem aus Curtis Jones, Rafael Camacho und dem 16-jährigen Ki-Jana Hoever in die dritte Runde des FA Cups. Bei den Wolves musste sich Liverpool mit einer 1:2-Niederlage erneut früh vom nationalen Pokalwettbewerb verabschieden. Damit blieben nur noch die Liga und die Champions League als mögliche Titelgewinne übrig. Gegen Brighton (1:0) und Crystal Palace (4:3) fand Liverpool wieder auf die Siegerstraße, ehe es zuhause gegen Leicester City den nächsten Dämpfer gab. Nur 1:1 an der heimischen Anfield Road gegen Vardy und Co..

Februar – Drei Remis erhöhen den Druck im Kampf um die Titel
Anfang Februar folgte im nächsten Spiel bei West Ham United ebenfalls ein nicht zufriedenstellendes Remis (1:1). Der Vorsprung zu Manchester City schmolz und die Skyblues waren auf einmal punktgleich mit den Reds und hatten die bessere Tordifferenz, jedoch auch ein Spiel mehr. Es durften keine Fehler mehr passieren.
Nach dem ungefährdeten 3:0-Heimerfolg gegen Bournemouth wartete im Achtelfinale der Champions League der FC Bayern München auf Liverpool. Der deutsche Rekordmeister luchste den Scousern ein 0:0 an der Anfield Road ab. Zu diesem Zeitpunkt war ein Erfolg im nächsten Spiel auswärts bei Manchester United den Kopites wohl wichtiger als ein Sieg im Achtelfinalhinspiel. Gegen verletzungsgebeutelte Mancs, die in der ersten Halbzeit dreimal wechseln mussten, reichte es ebenfalls nur für ein 0:0. Liverpool und City hatten zu diesem Zeitpunkt beide 27 Spiele gespielt und die Reds führten mit einem Punkt Vorsprung die Tabelle an. Die frustrierende Winterzeit schlossen die Reds mit eine überragenden 5:0-Sieg gegen Watford ab.

März – Liverpool holt sich einen Sieg nach dem anderen
Ausgerechnet im Derby gegen Everton gab Liverpool die Tabellenführung wieder her. Wie gegen Bayern und Manchester United gab es auch gegen die Toffees ein enttäuschendes 0:0. Manchester City hatte nun einen Punkt Vorsprung auf die Reds. Das Remis gegen die Blues sollte der letzte Punkteverlust in der Liga sein. Es folgte ein Sieg nach dem Anderen. Burnley wurde in Anfield mit 4:2 abgefertigt und in der Champions League bestanden die Reds die komplizierte Aufgabe in der Allianz Arena souverän mit 3:1 und zogen ins Viertelfinale ein.
Es folgten knappe Siege beim Fulham FC (2:1) und zuhause gegen die Tottenham Hotspurs (2:1), wo Mohamed Salah in der letzen Minute noch einen Torwartfehler der Spurs ausnutze und den Siegtreffer erzielte.

April – Mohamed Salah schießt sich aus dem Formtief
Bei Southampton musste Liverpool auch lange zittern bis der Sieg, erneut durch Salah, eingeleitet wurde (3:1). Im internationalen Wettbewerb bekam man es wie im Vorjahr mit dem FC Porto zu tun. Der portugiesische Meister war jedoch kein großes Hindernis für die Mannschaft. Mit einem 2:0 im Hinspiel und einem 4:1 im Rückspiel stellte Liverpool den Kurs Richtung Halbfinale.
Zwischen den beiden Spielen gab es eine hitzige Partie gegen Chelsea in Anfield. Im Vorfeld der Partie wurde Salah von einigen Chelsea-Fans rassistisch beleidgt. Der Ägypter ließ diese hirnlosen Beleidigungen mit einem unglaublichen Traumtor zum 2:0 Endstand im Keim ersticken. Die Blues waren der letzte große Stolperstein im laufenden Ligaprogramm, jedoch mussten die Reds auf einen Ausrutscher von Manchester City hoffen.
In den restlichen zwei Ligaspielen im April ging Liverpool ebenfalls als Sieger hervor. Gegen das abstiegsgefährdete Cardiff City brauchte es etwas mehr Mühe (2:0) als gegen die bereits abgestiegene Truppe von Huddersfield Town (5:0). Naby Keïta schoss in diesem Spiel nach 15 Sekunden das schnellste Premier League-Tor in Liverpools Historie.

Mai – Anfield erlebt gegen Barcelona ein legendäres Comeback
Der entscheidende Monat Mai begann mit dem Halbfinal-Hinspiel gegen den FC Barcelona im Camp Nou. Liverpool bereitete den Katalanen zahlreiche Probleme, stellten sich aber vor dem gegnerischen Tor unglücklich an. Barcelona war kaltschnäuziger und siegte dank eines Treffers von Ex-Liverpooler Luis Suarez und einem Doppelpack von Lionel Messi mit 3:0. Für viele Experten war das bereits das Aus in der Königsklasse.
Im Meisterschaftskampf gegen Manchester City durfte sich Liverpool in den letzten zwei Spielen der Saison keine Blöße geben, um die Minimalchance auf den Titel aufrecht zu erhalten. Bei Newcastle United gerieten die Reds ordentlich ins Schwimmen, bis Origi mit seinem Treffer in der 86. Minute zum 3:2-Endstand das Team erlöste. Vor dem letzten Spieltag gegen die Wolverhampton Wanderers kam das Rückspiel gegen Barcelona in Anfield.

Das heimische Stadion zeigte sich von seiner besten Seite. Jeder mit dem Liverbird auf der Brust glaubte an die Minimalchance, das Finale zu erreichen, obwohl Salah und Firmino verletzungsbedingt fehlten. Somit entstand eine Stimmung in Anfield, vergleichbar mit dem Spielen gegen Saint-Etienne 1977 oder gegen Chelsea 2005. Früh ging Liverpool durch Origi in Führung und brachte diese in die Halbzeitpause. Dort wechselte Klopp Georginio Wijnaldum für den verletzten Andy Robertson ein – es sollte die beste Einwechslung der Saison werden. Der Niederländer stellte mit zwei schnellen Treffern in der 54. und 56. Minute den Spielstand im Halbfinale wieder her. Liverpool führte 3:0 und hätte somit eine Verlängerung erzwungen.
Auf weitere 30 Minuten Spielzeit hatten Trent Alexander-Arnold und Divock Origi keine Lust. Der junge Scouser trickste die komplette Barca-Mannschaft aus, indem er gedankenschnell einen Eckball ausführte. Die Katalanen wussten nicht wie ihnen geschah, als Origi die Ecke von Alexander-Arnold direkt abnahm und mit dem 4:0 Anfield zum Erbeben brachte. Nach Ende der Partie sangen die Spieler Arm in Arm gemeinsam vor dem Kop mit dem Fans die Vereinshymne „You’ll Never Walk Alone“ – Gänsehaut pur!

Dieses fulminante Spiel konnte nur mit dem Gewinn der Premier League am letzten Spieltag getoppt werden. Liverpool musste zuhause gegen die Wolverhampton Wanderers gewinnen und gleichzeitig auf einen Ausrutscher von Manchester City bei Brighton & Hove Albion hoffen. Die Reds erledigten ihre Hausaufgaben und siegten mit 2:0. Leider schafften es die Seagulls trotz zwischenzeitlicher Führung nicht, den Skyblues einen Punkt abzuluchsen und verloren mit 1:4 vor heimischen Publikum. Der Titel ging nach Manchester. Liverpool beendete die Saison mit 97 Punkten und 89:22 Toren auf Platz 2 – die höchste Punkteausbeute in der Vereinsgeschichte.
Juni – Krönender Saisonabschluss in Madrid
Mit dem Titel sollte es dann in Madrid klappen. Im Finale stand man mit den Tottenham Hotspurs einem alten Bekannten gegenüber. Nach der letztjährigen Finalniederlage gegen Real Madrid und dem knapp verlorenen Titel war der Hunger auf Erfolg im roten Lager immens. Hunderttausende Fans feierten schon vor dem Spiel in den Straßen von Madrid das Ende einer herausragenden Saison.

Im Wanda Metropolitano, dem Stadion von Atletico Madrid, dauerte es keine 23 Sekunden da bekamen die Reds einen Elfmeter zugesprochen. Mo Salah, einer der tragischen Figuren aus dem Finale in Kiew, verwandelte trocken zum 1:0. In einem ereignisarmen Finale sorgte Divock Origi mit dem 2:0 in der 87. Minute für den Schlusspunkt. Nach sieben titellosen Spielzeiten gewann Liverpool die Champions League – zum sechsten Mal in der Vereinsgeschichte. Es war der verdiente Erfolg für die herausragende Arbeit von Jürgen Klopp und seinem Trainerstab, der großartigen Spielweise und dem unbändigen Kampfgeist der Spieler und der bedingungslosen Unterstützung der Fans sowohl zuhause in Anfield als auch auswärts in England und Europa.

Der Titel, der am folgenden Tag von 750.000 Menschen in Liverpools Straßen so frenetisch gefeiert wurde, war das Ende einer fulminanten Saison, in der Liverpool wie seit Jahren nicht mehr die gegnerischen Teams dominierte und in der Abwehr so defensiv stabil stand, dass sie einen Sieg nach den anderen einfuhren. Der Gewinn der Champions League soll aber dabei nicht die Krönung dieser beeindruckenden Mannschaft sein. Vielmehr sehen viele Liverpooler dies als Startschuss für eine weitere, erfolgreiche Ära wie unter Shankly, Paisley und Dalglish. Es gilt den heiligen Gral – die erste Meisterschaft seit 1990 – endlich an die Merseyside zu holen. Durch das knappe Ende der Saison 2018/19 dürfte der Titelhunger von Klopp und Co. nur größer geworden sein.