Der lange Weg des Leidens fand gestern Abend ein Ende. Mit dem Gewinn der Champions League holt sich Liverpool nach 14 Jahren den Europapokal zurück und feiert den ersten Titelgewinn seit sieben Jahren. Es ist für die Fans eine Erlösung nach einer langen Periode der Unsicherheit.

Madrid, Wanda Metropolitano. Ungefähr 22:50 Uhr Ortszeit. Damir Skomina pfiff das Champions League-Finale zwischen Liverpool und Tottenham Hotspur ab. Die Reds sind zum sechsten Mal Sieger im größten Europapokal-Wettbewerb der Welt. Liverpools Kapitän Jordan Henderson kann sein Glück kaum fassen und liegt heulend in den Armen seines Trainers Jürgen Klopp. In ein paar Minuten wird Hendo den Henkelpott in den spanischen Nachthimmel recken.

MADRID, SPAIN – JUNE 01: Jurgen Klopp, Manager of Liverpool and Jordan Henderson celebrate victory after the UEFA Champions League Final between Tottenham Hotspur and Liverpool at Estadio Wanda Metropolitano on June 01, 2019 in Madrid, Spain. (Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

Vom Fehleinkauf zum Kapitän der Reds

Der Kapitän steht als Sinnbild für die weite Reise, die der Verein Liverpool, die Fans und Henderson selbst hinter sich gebracht haben. Im Sommer 2011 kam der 21-jährigee Hendo für eine Ablösesumme von 18 Millionen Euro vom AFC Sunderland an die Anfield Road. Die Reds wurden in der Vorsaison unter der Leitung von Roy Hodgson und später Kenny Dalglish Sechster in der Tabelle mit 22 Punkten Rückstand hinter Meister Manchester United. Um den Anschluss an die Großen nicht zu verlieren, verstärkte sich Liverpool neben Henderson noch mit Spielern wie Stewart Downing, Charlie Adam und Jose Enrique.

Von den Neuzugängen aus dieser Transferperiode blieb jedoch einzig Hendo übrig. Der Mittelfeldspieler musste sich in seinen ersten Jahren viel Kritik anhören, auch von der eigenen Fanszene. Er konnte sich kaum ins Mannschaftsgefüge einbinden, wirkte fehl am Platz, was auch daran lag, dass er oft außerhalb seiner angestammten Position im Zentrum eingesetzt wurde. Henderson spiegelte das Image des Vereins perfekt wieder. Nachdem die Reds in den Jahren 2005-2010 noch zu Europas Elite zählten, liefen sie Anfang der 2010er Jahre, meist vergebens, der Qualifikation für die Champions League hinterher. Eine Riesenbürde lastete auf den neuen Besitzern Fenway Sports Group und den Neuzugängen wie Henderson, den Umbruch einzuleiten und Liverpool wieder zu einem der größten Vereine der Welt zu formen.

Nach dem Abschied von Klublegende Steven Gerrard im Jahr 2015 übernahm Henderson das Kapitänsamt. Erneut hagelte es Kritik, dass die Nummer 14 der Rolle nicht gewachsen sei und nicht genügend Qualität mitbringe. Gleichermaßen stempelten uns die nationale Presse sowie die rivalisierenden Fanlager ab. Sie behaupteten, die großen Tage seien vorbei und wir sollen uns mit unserer Rolle im oberen Mittelfeld der Tabelle anfreunden. Gegen die finanzstärkeren Klubs aus Manchester und London könnten wir ehe nicht mithalten.

Egal was andere sagen: Wir geben niemals auf!

TOPSHOT – Liverpool’s Egyptian forward Mohamed Salah (R) celebrates with Liverpool’s English midfielder Jordan Henderson after scoring the opening goal during the UEFA Champions League final football match between Liverpool and Tottenham Hotspur at the Wanda Metropolitano Stadium in Madrid on June 1, 2019. (Photo by GABRIEL BOUYS / AFP) (Photo credit should read GABRIEL BOUYS/AFP/Getty Images)

Doch Henderson ließ sich solche Sprüche nicht gefallen, arbeitete immens an seinem Spiel und etablierte sich unter dem neuen Trainer Jürgen Klopp zu einer festen Größe in der Mannschaft. Der Deutsche vertraute nach seinem Amtsantritt Hendo weiterhin die Kapitänsbinde an. Er war einer der wenigen, die seine Führungsqualitäten und mentale Stärken angemessen würdigte.

Jetzt ist Henderson Kapitän einer der größten Liverpool-Mannschaften der Vereinsgeschichte, die sich in Madrid mit dem Henkelpott in die glorreichen Geschichtsbücher dieses Traditionsklub eingetragen haben. Begleitet von einer Fanszene, die sich wie Henderson vom Hohn und Spott der Konkurrenz nicht beirren ließen. Ungeachtet des sportlichen Erfolges haben wir nach all den Rückschlägen in der jüngeren Vergangenheit unseren Klub nicht aufgegeben. Wie unser Kapitän sind wir nach jedem Misserfolg wieder aufgestanden, um der Welt zu zeigen, dass unser Moment noch kommen wird.

Jetzt ist dieser Moment endlich da! Champions League-Sieger 2019! Zum sechsten Mal in der Vereinsgeschichte! Es ist der Titel unserer Generation! Der Generation von Henderson und Co.! Wir haben diese Truppe auf dem langen Weg zum Erfolg begleitet. Von Heimniederlagen gegen Viertligisten und einer 1:6-Klatsche gegen Stoke City zu 97 Punkten in der Liga und zum zweiten Champions League-Finale in Folge. Geleitet von Klopp und seinem genialen Trainerstab, begleitet von unserer Fanszene, die von Saison zu Saison größer und größer wird, umgesetzt von Henderson und der restlichen Mannschaft. Jeder ein Held für sich.

We’ve conquered all of Europe, we’re never gonna stop!

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Niemand kann mehr behaupten, dass wir in der Vergangenheit leben. Keiner kann mehr behaupten, dass unsere Mannschaft keinen Titel für ihre sportlich brillante Leistung vorzeigen kann. Das Image des ewigen Verlierers kann uns keiner mehr anheften. We are the Champions of Europe! Wir feiern heute einen der größten Momente der Vereinsgeschichte. Viel schöner ist noch: Es kommt noch mehr, es wird noch mehr kommen! Diese Mannschaft gibt sich mit diesem einen Titel nicht zufrieden. Diese Freude und der Hunger auf mehr steht jedem einzelnen Akteur ins Gesicht geschrieben. Die Geschichte unserer Generation, der Generation Henderson, ist noch lange nicht zu Ende!

You’ll never walk alone!