Pepijn Lijnders verbrachte als junger Trainer einen Teil seiner Karriere bei Liverpools Gegner im Champions League Viertelfinale. Jürgen Klopp kann für das Rückspiel auf wichtige Informationen von seinem Assistenten hoffen.

Gastartikel von Max Stecker

Im Vorfeld der Viertelfinal-Begenung mit dem FC Porto liegt der Fokus der Reds unter anderem auf Assistenzcoach Pep Lijnders, der sich nach dem Abgang von Klopps langjährigem Weggefährten Željko Buvač als die rechte Hand des Trainers etabliert hat. In seiner Vergangenheit konnte der Niederländer schon einige interessante Stellen besetzen.

Unter anderem schloss sich Lijnders im Jahre 2007, zuvor Jugendtrainer bei der PSV Eindhoven, im zarten Alter von 24 Jahren dem FC Porto an. Dieser Schritt sollte ihn in seiner Trainerlaufbahn nachhaltig prägen. Anfängliche Sprachprobleme im neuen Land überbrückte er dabei mithilfe einiger sprachgewandter Nachwuchsspieler.

„Zum Glück gab es in jeder Altersgruppe einen Jungen, der Englisch sprechen konnte, also ließ ich diesen meine Anweisungen übersetzen – das war super“, erinnerte sich der Coach. „Er hätte völlig andere Dinge weitergeben können, denn ich konnte es eh nicht verstehen!“

LIVERPOOL, ENGLAND – OCTOBER 05: (THE SUN OUT, THE SUN ON SUNDAY OUT) Jurgen Klopp manager of Liverpool Pepijn Lijnders and Peter Krawietz second assistant coach of Liverpool during a training session at Melwood Training Ground on October 5, 2018 in Liverpool, England. (Photo by John Powell/Liverpool FC via Getty Images)

Lijnders bezeichnet Porto als historischen Verein

Mithilfe täglicher Sprachstunden in Portugiesisch konnte Lijnders letztlich noch mehr Kontrolle übernehmen, um dem Ziel, die Akademie des Klubs neu zu strukturieren, näher zu kommen. Sein vorläufiger Einjahresvertrag sollte zügig aufgestockt werden – am Ende blieb er ganze sieben Jahre beim FC Porto. Das diesjährige Viertelfinale in der Königsklasse stellt daher gerade für ihn ein besonders emotionales Spiel dar.

„Es ist die eine Sache, ins [Estádio do Dragão] zurückzukehren, aber im Viertelfinale des weltbesten Klubwettbewerbs zurückzukehren macht es noch außergewöhnlicher“, fasst er zusammen. „Es gibt nicht viele Klubs mit mehr Geschichte, Tradition, Kultur und Stadionatmosphäre in Europa als der FC Porto. Liverpool gehört definitiv auch dazu und ich bin Teil dieses speziellen Klubs. Porto hat auf mich als Trainer, aber noch mehr als Person, Einfluss genommen. Ich werde immer mit großer Verantwortung von ihnen sprechen.“

In seiner Zeit in Portugal konnte Lijnders seine Prinzipien verfeinern und zu dem hochbegehrten Jugendcoach reifen, den Liverpool 2014 für die U16 verpflichtete. „Als sie hörten, dass ich Interesse hätte, taten sie alles um mich ins Boot zu holen“, erinnert er sich. „Es war die richtige Zeit und der richtige Klub, aber noch wichtiger: die richtigen Talente.“

Nach nur einem Jahr in Kirkby hatten seine Leidenschaft und Vision in Melwood aufhorchen lassen. 2015 nahm er die neugeschaffene Position als Entwicklungstrainer der 1. Mannschaft ein, bevor er 2018 zu einem Hauptbestandteil von Klopps Trainerteam wurde.

LIVERPOOL, ENGLAND – SEPTEMBER 27: (THE SUN OUT, THE SUN ON SUNDAY OUT) Pep Lijnders coach of Liverpool during a training session at Melwood Training Ground on September 27, 2018 in Liverpool, England. (Photo by Andrew Powell/Liverpool FC via Getty Images)

Kein Erfolg ohne Kollektiv

Ohne seine intensive Entwicklungsphase in Porto wäre all das vermutlich nicht denkbar gewesen. ‚Es gibt kein Kollektiv ohne gute Spieler und es gibt keinen Erfolg ohne Kollektiv‘ – dieser Satz fasst die Entwicklung meiner Ideen, als ich in Porto war, am besten zusammen“, so Lijnders.

„Ich wandelte mich von einem Coach mit dem Schwerpunkt individueller Entwicklung zu einem, der anders auf das Spiel selbst schaut. Den Kern habe ich nie verändert – hohe Intensität, Angriffsfußball. Ich habe eher die Art wie ich darüber denke und vor allem wie ich es trainiere verändert. Ich habe mehr Struktur in meine Ideen gebracht, eine bessere Hierarchie in meine Prinzipien. Taktische Periodisierung wurde zu meinem Rahmen.“

Dazu ergänzt er: „Es war eine wundervolle Zeit. Ich hielt drei Sessions am Tag ab. Die Jungs gaben uns Energie, gaben uns Freude – das machte die längste Einheit zu kurz. Wir wollten, dass unsere Spieler in jeder Situation überleben können, dass sie fähig sind den Ball zu verstecken, indem sie ihn schützen, und es pausenlos mit dem Gegner aufnehmen.“

Kein Wunder, dass es Lijnders bei Liverpool so weit gebracht hat. Parallelen zu Klopps Stil und seiner Herangehensweise an die Zusammenstellung einer schlagkräftigen, harmonischen Mannschaft fallen klar ins Auge.

„[In der Porto-Jugend] fokussierten wir uns auf ihr Selbstvertrauen, ihren Willen in sich selbst zu investieren und ihre selbstkritische Haltung. Meine Zuneigung zu den Portugiesen wird nie nachlassen. Ich habe wirklich alles aus meinen sieben Jahren im Verein herausgeholt.“

PORTO, PORTUGAL – MARCH 06: A general view inside the stadium ahead of the UEFA Champions League Round of 16 Second Leg match between FC Porto and AS Roma at Estadio do Dragao on March 06, 2019 in Porto, Portugal. (Photo by Octavio Passos/Getty Images)

Lijnders: „Bei Porto lieben sie diejenigen, die es hassen zu verlieren.“

Die letztjährigen Auseinandersetzungen mit dem FC Porto im Achtelfinale der Champions League verpasste Lijnders wegen seiner kurzen Zeit als Cheftrainer des niederländischen Klubs NEC Nijmegen. Trotz des 2:0 aus dem Hinspiel und Lijnders Insiderinformationen wird es im Estadio do Dragao aber nicht unbedingt leichter für die Reds.

„Bei Porto lieben sie diejenigen, die es hassen zu verlieren“, mahnt der junge Coach. „Ich weiß, wie sie denken. Sie haben eine Kultur, in der sie gegen alles und jeden kämpfen.

„Sie werden es lieben, die Chance erhalten zu haben es noch einmal mit uns aufzunehmen. [Niederlagen] machen sie stärker, schneller und vor allem präziser. Viele Teams wollten uns gerne aus dem Weg gehen – Porto ist vermutlich das Einzige, das sich uns gewünscht hat.“