Bereits am Dienstag geht es für Liverpool gegen den großen Gegner Bayern München. Die LFC Familie hat sich bei den Bayern-Bloggern umgehört.
Am Dienstag geht es für Liverpool in der Champions League in der K.O.-Phase mit einem großen Gegner los. Nachdem sich die Reds im Dezember in letzter Sekunde in das Achtelfinale retten konnten, treffen sie dort nun auf Bayern München.
Der einstige Angstgegner aller europäischen Mannschaften scheint derzeit allerdings stark angeschlagen. Nach gemischten Resultaten in der Bundesliga liegt das Team völlig überraschend nicht an der Spitze der Bundesliga. Zuletzt musste auch Trainer Niko Kovac vermehrt Kritik einstecken.
Wir haben uns deshalb vor dem Spiel bei den Bayern-Bloggern von Mia San Rot umgehört und wollten wissen, wie die Stimmung bei den Fans ist, wie stark sie den Liverpool FC einschätzen und vor allem, wer das Hinspiel für sich entscheiden kann.
Wie war eure erste Reaktion nach der Auslosung? Freut ihr euch auf das Los?
Ich denke, die Reaktionen waren durchaus geteilt. Zwischen Panik und Vorfreude war alles dabei. Irgendwo dazwischen sehe ich auch mich selbst. Liverpool ist ein großer Klub, mit tollen Fans und riesiger Tradition. Ein Auswärtsspiel an der Anfield Road hat im Europapokal immer etwas Magisches. Andererseits will man sportlich aber maximalen Erfolg und Liverpool ist mit Klopps Fußball genau das, was den FC Bayern an seine Grenzen bringt. Wie heißt es aber so schön? Will man den Pokal holen, muss man die Besten schlagen. Liverpool zählt im Moment dazu.

Unter Niko Kovac hat sich einiges verändert. Wie seht ihr die Veränderungen?
Tatsächlich hat sich eher wenig verändert und das stört mich. Mit Ancelotti war spätestens in Paris 2017 klar, dass es so nicht weitergehen kann. Taktisch und Strategisch gab es keine Weiterentwicklung, eher sogar eine klare Rückentwicklung. Heynckes konnte die Fehler dann kaschieren. Im Rückblick war das vielleicht gar nicht so gut, weil man dachte, dass ein guter Moderator aus dem bestehenden Kader sicher noch ein Jahr hätte herausholen können. Falsch gedacht. Das Niveau der einstigen Schlüsselspieler sank weiter und Kovač war nicht in der Lage, dem Team taktische Mittel an die Hand zu geben, die das Team diesen Leistungsabfall kaschieren lassen.
Es ist also einerseits die Balance aus individueller Qualität, Erfahrung und Kaderbreite, die problematisch ist. Das ist für einen Übergang aber auch normal. Niemand erwartet Jahr für Jahr Titel – selbst beim FC Bayern ist man da realistisch genug. Nur ist andererseits auch keine Weiterentwicklung des taktischen und spielerischen Niveaus zu sehen. Es fehlt ein erkenntliches Ziel, wo der FCB fußballerisch hin will und es fehlen Zeichen der Umsetzung. Und das ist schlussendlich leider auf Niko Kovač und sein Trainerteam zurückzuführen. Warum „leider“? Weil er als Typ wirklich sympathisch ist und ich mir gewünscht hätte, dass seine Art und seine ohne Frage gute Moderation des Alltagsgeschäfts ausreichen. Das tut es aber nicht.
Wie ist die Stimmung in München nach den zuletzt sehr gemischten Leistungen der Mannschaft?
Ergebnisse bestimmen den Alltag des Fußballs zu sehr. Wie bereits gesagt, liegt mein Hauptaugenmerk vor allem auf der Entwicklung der Mannschaft. Dass diese jetzt seit 2016 ausbleibt, ist die Quelle meiner Frustration. Im Übergang muss man auch mal Misserfolge und Rückschläge einstecken. Aber wo soll das hinführen? Welche Schlüsse zieht man daraus? Wofür will der Klub fußballerisch stehen? All diese Fragen stehen seit Guardiolas Abgang im luftleeren Raum. Da wird sich der Klub schnell hinterfragen müssen. Nur mit teuren Transfers wird der Übergang nicht gelingen.

Wie stark schätzt ihr Liverpool ein?
Sehr stark. Liverpool ist im Moment eine der drei, vier besten Mannschaften. Gar nicht mal, weil der Kader so stark ist – ich denke, die individuelle Klasse ist bei Madrid, Barcelona, Manchester City, den Bayern und vielleicht dem einen oder anderen Team höher. Liverpool tritt aber gruppentaktisch als Einheit auf und hat Klopps Fußball komplett verinnerlicht. Sie sind flexibel und haben zudem eine für Klopps Verhältnisse beachtliche Stabilität in der Defensive erreicht. Das macht sie im Moment zu eine der besten Mannschaften Europas, während den Bayern genau das fehlt.
Kann der Faktor Anfield den entscheidenden Unterschied ausmachen?
Immer. Die Atmosphäre ist einzigartig und selbst Mannschaften wie Manchester City sind dort schon komplett eingebrochen. Ich möchte aber an der Stelle auch erwähnt haben, dass auch die noch junge Allianz Arena bereits viele magische Europapokal-Nächte erlebt hat. Das wird vor allem in Deutschland gern unterschätzt. Bayern-Fans zählen im Schnitt ganz sicher nicht zu den emotionalsten und berüchtigtsten Fans, was Stimmung und Ausbrüche angeht. An besonderen Abenden steckt in diesem Stadion aber auch das Potenzial der Magie, wie ein Fußballromantiker vielleicht sagen würde. Nur müssen die Bayern es dafür bis zum Rückspiel spannend halten.

Zum Schluss eure Voraussage: Wer gewinnt das Hinspiel an der Anfield Road und vor allem wie hoch?
Ich glaube, dass die Anfangsphase entscheidend sein wird. Klopp ist bekannt dafür, in den ersten 30-60 Minuten mehr Tempo zu gehen, als das Team über 90 durchhalten könnte. Überstehen die Bayern die erste Stunde ohne große Rückschläge, haben sie gute Karten. Allerdings müssen sie sich dafür sehr steigern. Sind Positionsspiel und Konterabsicherung weiterhin so schwach wie in der gesamten Saison, könnte es deutlich werden. Oft sind solche besonderen Spiele allein deshalb so eng, weil keiner einen Fehler machen will. Vielleicht führt das zu mehr Vorsicht auf beiden Seiten. Liverpool wird das Hinspiel dennoch gewinnen – hoffentlich nur mit 2:1.
Vielen Dank an Justin von Mia San Rot für die Beantwortung der Fragen. Die LFC Familie hat den Kollegen aus München ebenfalls einige Fragen beantwortet, diese findet ihr auf der Webseite von Mia San Rot.