Liverpool FC hat auch dieses Jahr wieder einen jährlichen Finanzbericht zur letzten Saison veröffentlicht. Der Bericht deckt die Saison 2017/2018 ab und man kann auf jeden Fall folgendes vorwegnehmen: Es steht finanziell gut um unseren Club.
Sehr gut sogar, konnte der Verein im letzten Finanzjahr einen Profit von 125 Millionen Pfund erzielen – ein neuer Rekord für die Premier League. Bisheriger Rekordhalter war Leicester City in der Saison 16/17 nach ihrer Meisterschaft durch die Champions League Teilnahme. Für Liverpool bedeutet dieser Profit eine Steigerung um beeindruckende £85 Millionen Pfund im Vergleich zum Vorjahr.
Auch im nationalen Vergleich der veröffentlichten Finanzberichte des letzten Jahres steht Liverpool gut da: Deutlich auf Platz 1 der Gewinntabelle, gefolgt von Arsenal, die jedoch mit £70 Mio. Profit über £50 Mio. weniger Gewinn erzielen konnten. Die Gunners werden dicht gefolgt von Chelseas £67 Mio. – Manchester City wirkt mit gerade einmal £10 Mio. Profit weit abgeschlagen.

Auch Gesamtumsatz deutlich gestiegen
Auch der Gesamtumsatz des LFC ist um £90 Mio. auf insgesamt £455 Mio. angewachsen. Dies bedeutet einen Wachstum der Einnahmen um 25% – im Vergleich zu 2013 wurde das Einkommen des Vereins verdoppelt! Mit der verbesserten Finanzlage verbesserte sich der LFC in der Deloitte Football Money League um zwei Plätze auf Platz 7.
Dank der positiven Zahlen gibt sich auch der Betriebsleiter des Vereins Andy Hughes äußerst positiv: „Was wir hier sehen ist eine stabile und nachhaltige Verbesserung der finanziellen Position des Vereines über die letzten Jahre. Dieser Wachstum und die Steigerung im Umsatz haben es uns ermöglicht signifikant zu reinvestieren, sowohl in das sportliche Team, als auch die betriebliche Infrastruktur.“
„Finanzergebnisse fluktuieren abhängig von Spielertransferkosten und Zeitpunkte der Zahlungen. Bei diesen Ergebnissen wird jedoch klar, dass unsere grundlegende finanzielle Basis und Reinvestitionen in das Team und die Infrastruktur weiter gestärkt werden.“

Größter Einflussfaktor der klaren Verbesserung ist auf jeden Fall das gute Abschneiden in der Champions League. Im finanziellen Vergleichszeitraum, der Saison 16/17, hatten die Reds leider an keinem internationalen Wettbewerb teilgenommen.
Weiterhin fantastische Arbeit auf dem Transfermarkt
Doch nicht nur die Champions League war für die guten Finanzresultate verantwortlich. Auch in der Transferbilanz konnte Liverpool glänzen. Der Verein erzielte knapp £137 Mio. Einkommen durch Spielerverkäufe. Größter Faktor hierbei war Philippe Coutinhos Januar Transfer an Barcelona für über £100 Mio.. Mit £124 Mio. allein aus permanenten Verkäufen konnte der Verein eine deutliche Steigerung von den £38 Mio., sowie den £42 Mio. von 2016 und 2017 erzielen. Damit erzielten die Reds in den letzten vier Jahren einen Gewinn von knapp £261 Mio.. Im Vergleich verzeichnete Chelsea einen Gewinn von £272 Mio., Arsenal £158 Mio. und Manchester United £43 Mio. im selben Zeitraum.
Dem gegenüber stehen die Transfers von Mohamed Salah, Alex Oxlade-Chamberlain, Andrew Robertson und Virgil van Dijk. Diese Spieler stehen für einer Gesamtinvestition von £190 Mio. . Somit konnte der Verein hier trotz deutlicher Verstärkung knapp £53 Mio. Gewinn erzielen. Eine deutliche Steigerung zu den £4 Mio. Gewinn von 2017 und ähnlich dem Transfergewinn von 2016.

Im nationalen Vergleich sprechen diese Zahlen für sich: Liverpool reiht sich mit seinen Ausgaben gerade mal auf Platz 5 der höchsten Transferausgaben in der Liga ein. Mit Manchester City (£328 Mio.) und Chelsea (£290 Mio.) finden sich auf den oberen Plätzen bekannte Gesichter. Doch auch Everton (£215 Mio.) steht mit Platz 3 vor dem viertplatzierten Manchester United (£205 Mio.) und den Reds.
Auch in der aktuellen Saison ist noch kein Ende der Investitionen für neue Spieler in Sicht. Für knapp £165 Mio. verstärkten Naby Keita, Fabinho, Xherdan Shaqiri und Alisson Becker den Club in dieser Saison.
Deutliche Steigerung des Gehaltsbudgets – doch noch im Rahmen
Und wenn wir bereits bei Ausgaben für Spieler sind: Nicht nur die Einnahmen haben sich seit 2013 beim LFC verdoppelt, auch die Gehälter sind um diesen Faktor angestiegen. Während Liverpool in der Saison 2012/2013 noch £132,2 Mio. bezahlte, beträgt dieses Budget 2017/2018 bereits £263 Mio.. Im Vergleich zu den £208,3 Mio. Gehaltsbudget im Vorjahr bedeutet das eine Steigerung von 27%.
Damit steht der Verein bereits auf Platz 2 im nationalen Vergleich, knapp vor Manchester City (£260 Mio.). Nur Manchester United übertrifft mit ihren £269 Mio. die Reds beim Gehaltsbudget noch.

Das scheint zwar auf den ersten Blick recht viel, doch die Zahlen für die Gehälter müssen auch immer in Relation zum Einkommen gesehen werden. Hierbei ist relevant, wie viel prozentualen Anteil die Gehälter vom Einkommen abziehen. Dabei wird alles unter 60% als wünschenswert betrachtet – und alles über 70% als bedenklich. Der LFC liegt hierbei mit 58% also noch im wünschenswerten Bereich. Schlechtester der Top Sechs ist in dieser Statistik Arsenal mit 60%. Wirklich bedenklich ist es für wenige Vereine – Everton zum Beispiel. Die Nachbarn von der anderen Hälfte der Merseyside geben 77% ihres Einkommens für Gehälter aus – bedenklich. Top in dieser Statistik sind die Tottenham Hotspurs mit gerade einmal 41%, aber auch die beiden Manchester Vereine halten mit 51% und 52% für United und City eine gute Quote.
Ebenfalls eine gute Statistik für die beiden Manchester Clubs ist die Entwicklung der Gehälter. Während Liverpool eine Steigerung der Gehälter um 26,7% verzeichnete, konnte United diese Entwicklung auf 12,3% halten. City nahm mit 1,7% sogar im Gehaltsniveau ab. Zum Vergleich hatte Arsenal unter Wengers letzter Saison eine Steigerung von 20,4% und die bedenklichen Gehaltsstrukturen bei Everton verschlimmerten sich um ganze 39%.
Alle Spiele live sehen? Ein teures Hobby.
Während Everton also in Sachen Gehaltsstrukturen deutlich schlechter Abschneidet als der LFC kann sich jedoch die blaue Seite Liverpools über eine Sache freuen: Everton-Fans zahlten in der Saison 17/18 durchschnittlich £418 um alle Spiele im Stadion miterleben zu „dürfen“.
Bei den Reds hingegen ist nicht nur das sportliche Niveau, sondern auch die Kosten deutlich teurer. Durch erhöhte Servicegebühren und zusätzliche Spiele hatte ein Fan für den Besuch jedes Spiels durchschnittlich £1.526 zu zahlen. Hierbei handelt es sich jedoch um eine Durchschnittsrechnung mit deutlicher Differenz zwischen den „normalen“ Kop-Tickets und den VIP Lounges.

Im nationalen Vergleich steht Liverpool damit bereits an 3. Stelle, direkt hinter Chelsea (£1.781) und Arsenal (£1.660), jedoch noch vor Manchester United (£1.486), den Spurs (£1.430), oder Manchester City (£1.047).
Anfield nahezu maximal ausgelastet
Durch die hohen Preise im Durchschnitt konnte der Verein seine Spieltagseinnahmen um £7 Mio. auf £81 Mio. steigern. Das entspricht schon nahezu dem Maximum das ohne Ticketkostenerhöhung mit Anfields Kapazität von 54.000 Plätzen erreicht werden kann. Unter anderem deshalb werden bereits Pläne für zusätzliche Erweiterungen von der Fenway Sports Group diskutiert.
Neben den Investitionen in die Infrastruktur des Stadions investierte der Verein auch in das Trainingsgelände. Hughes hierzu: „Hinzu kommt das Investment für unser neues Trainingsgelände in Kirkby. Das wird erstklassige Annehmlichkeiten für unsere Spieler und Mitarbeiter bieten und zusätzlich die Sportanlagen für die Gemeinde in Kirkby deutlich verbessern.“

Apropos Stadionerweiterung durch die FSG: Durch die gesteigerten Einnahmen des Vereins konnte bereits die erste £10 Mio. Rate des £110 Mio. Darlehens der FSG zur letzten Stadionerweiterung zurück gezahlt werden. Die Schulden des Darlehens berufen sich mittlerweile nur noch auf knapp unter £100 Mio.
Werbung und Merchandising weiterhin auf gutem Kurs
Während also kaum noch jemand ins Stadion passt, platzt auch eine andere Statistik aus allen Nähten: Liverpool FC verzeichnete einen Wachstum von 14% für Faninteraktionen auf Social Media Plattformen. Die Anzahl der Follower stieg über alle Plattformen hinweg auf über 60 Millionen. Zum Vergleich: Gesamt Großbritannien vermeldete im Jahre 2016 insgesamt 65 Millionen Einwohner.
Auch der Aufwand den der hauseigene Kanal LFC TV für Youtube betreibt zahlt sich aus. Hier hatte der Verein im Mai 2018 die meisten Views aller Premier League Clubs, sowie die drittmeisten jedes Fußballclubs weltweit.

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Die erhöhte Reichweite durch die Arbeit in den sozialen Netzwerken trägt natürlich auch zu einer Steigerung der Marketing- und Merchandise-Einnahmen bei. Beispielsweise wurden die Einnahmen durch Medienrechte im zweiten Jahr des dreijährigen Rekorddeals der Premier League Fernsehrechte um £66 Mio. auf £220 Mio. erhöht. Bei den Werbeeinnahmen verzeichnete der Verein einen Wachstum von £17 Mio. auf insgesamt £154 Mio.
2017/2018 wurden acht neue Partner gewonnen: Unter anderem der Ärmelsponsor Western Union, sowie globale Partnerschaften wie Falken Tyres oder Joie. Weiterhin wurden vier bestehende Partnerschaften verlängert. Die meisten Partnerschaften befinden sich also in langfristigen Verträgen.
Auch interessant: Die Gedenktrikots zum 125. Jubiläum des Vereins waren zudem die bestverkauften Trikots in der Geschichte des Vereins.
Fantastische Finanzlage – jedoch mit leichtem Beigeschmack
Doch die positiven Meldungen über die finanzielle Situation sollten nicht für blinde Euphorie sorgen. Denn £123,9 Mio. des £125 Mio. Rekordgewinns wurden aus Spielerverkäufen generiert. Gerade einmal £1.1 Mio. stammen aus sonstigen operationellen Bereichen. Bereits letztes Jahr konnte vor Spielerverkäufen gerade einmal ein Gewinn von £6,9 Mio. erzielt werden. 2016 wurde sogar ein Verlust von £34,5 Mio. vor Spielerverkäufen verbucht. Der Verein ist also noch sehr abhängig von Spielerverkäufen um sich ein finanzielles Puffer aufzubauen.

Schaut man hierbei jedoch auf die Konkurrenz in der Liga ist dieser Fakt nicht sonderlich besonders. Lediglich Manchester United konnte mit £29 Mio. einen guten Gewinn vor Spielerverkäufen erzielen. Manchester City hat mit einem Minus von £22 Mio. vor Spielerverkäufen eine noch größere Abhängigkeit als der LFC. Chelsea kann diesen Wert mit einem Verlust von £41m Mio. vor Spielerverkäufen sogar noch toppen.
Und betrachtet man die Pläne für den weiteren Stadionausbau, sowie die in letzter Zeit gewonnenen Partnerschaften und Werbedeals arbeitet der Verein fleißig an einem höheren Gewinn aus dem operativen Geschäft.
Andy Hughes ist optimistisch
Daher blickt Andy Hughes auch positiv in Richtung Zukunft: „Wir machen einen soliden Fortschritt über alle Bereiche des Clubs. Die Kosten im Fußball steigen weiterhin Jahr für Jahr. Es ist wichtig, dass wir unsere operativen Kosten konstant überprüfen und verwalten um sicherzugehen, dass wir in der richtigen Form für die Zukunft sind.“
„Mit dem fortwährenden Support der FSG, den Leistungen auf dem Platz und dem Aufrechterhalten unserer Prioritäten weiter in unser Team zu reinvestieren, werden wir uns weiterhin auf die Erfüllung unserer fußballerischen Ambitionen fokussieren.“
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Quellen:
https://www.liverpoolfc.com/news/announcements/337195-liverpool-fc-financial-results-statement
https://twitter.com/KieranMaguire/status/1093907287616483328