Am 25. Spieltag kommt der Liverpool FC nach unterdurchschnittlicher Leistung nicht über ein glückliches 1:1-Unentschieden gegen West Ham United hinaus. Insbesondere eine schwache erste Halbzeit lässt den Vorsprung an der Tabellenspitze auf drei Punkte schmelzen.
Geschrieben von Marvin Schulz
West Ham United verlor die letzten vier Ligaspiele gegen Liverpool und kassierte dabei jeweils vier Gegentore. Eine Serie, die der aktuelle Tabellenführer insbesondere nach den Siegen der Verfolger Tottenham und Manchester City an diesem 25. Spieltag fortsetzen wollte. Das Hinspiel an der Anfield Road im August 2018 endete nach Toren von Salah, Mané (2x) und Sturridge 4:0. Im Vergleich zum Unentschieden unter der Woche gegen Leicester City nahm Jürgen Klopp drei Veränderungen in seiner Anfangsformation vor.
Für den an einer leichten Muskelverletzung laborierenden Jordan Henderson rückte James Milner nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre ins Team und komplettierte den Defensivverbund vor Alisson um die Innenverteidiger Joel Matip und Virgil van Dijk sowie Linksverteidiger Andy Robertson. Da auch Gini Wijnaldum mit Knieschmerzen kurzfristig passen musste, rückte der Brasilianer Fabinho an die Seite von Naby Keïta in die Mittelfeldzentrale. Außerdem stand Adam Lallana erstmals seit Oktober 2018 in der Startelf. Xherdan Shaqiri musste nach einer unauffälligen Leistung gegen Leicester City auf die Bank. Das Angriffstrio um Roberto Firmino, Sadio Mané und Mohamed Salah blieb wie so oft unverändert.
Hammers mit ersten Abschlussaktionen
Die erste Chance des Spiels ging auf das Konto der Gastgeber. In der dritten Minute steckte Mark Noble durch auf Chicharito, der van Dijk austanzte, das Gehäuse aber knapp verfehlte. In der Folgezeit stellte sich das zu erwartende Spielgeschehen ein, dass durch Liverpooler Ballbesitz gekennzeichnet war. Den nächsten Torabschluss verzeichneten aber erneut die Hammers. Aaron Cresswell nahm eine Kopfballklärung der Liverpooler Hintermannschaft auf und hielt in der zehnten Minute aus dem Rückraum drauf. Erneut strich der Ball am langen Pfosten vorbei.

In der 16. Minute musste Alisson erstmals eingreifen. Nach einem Ballverlust von Keita konnte Chicharito ohne Gegnerdruck durch Liverpools Hälfte marschieren und aus rund 20 Metern abziehen. Liverpools Nummer eins wehrte aber letztlich ohne Probleme ab. Nichtsdestotrotz wirkte die Hintermannschaft des Tabellenführers in dieser Phase nicht immer sattelfest.
Liverpool wird stärker und geht aus Abseitsposition in Führung
Die erste konkrete Abschlussaktion Liverpools folgte erst in der 19. Minute als Firmino einen abgeprallten Ball in aussichtsreicher Situation mitnahm, aber schlussendlich nicht richtig traf – Łukasz Fabianski war zur Stelle. Nur drei Minuten später war aber auch der polnische Schlussmann machtlos. Lallana setzte sich auf der rechten Offensivseite stark durch und legte kunstvoll weiter auf Milner, der den Ball aus deutlicher Abseitsposition in die Mitte spielte.

Dort hatte Mané keine Probleme den letzten Verteidiger mit einer starken Drehung aussteigen zu lassen und aus kurzer Distanz abzuschließen. Ein Führungstreffer, der insbesondere aufgrund der deutlichen Abseitsposition Milners und der mutigen, leidenschaftlichen Herangehensweise der Gastgeber schmeichelhaft war.
West Ham United schlägt postwendend zurück
Dieser wurde aber bereits in der 27. Minute egalisiert. Eine einstudierte Freistoßvariante aus dem Halbfeld überraschte die Liverpooler Defensive in Person von Keita, der Michail Antonio nach Flachpass von Felipe Anderson laufen ließ. Der Engländer versenkte den Ball unhaltbar aus 15 Metern mit einem platzierten Flachschuss ins lange Eck – der verdiente Ausgleich.

Auch im Anschluss an das Tor blieb der Tabellenzwölfte präsenter und gewann insbesondere den Großteil der Mittelfeldzweikämpfe. Dem Tabellenführer fehlte trotz mehr Ballbesitz der Zugriff in der Zentrale. Indiz dafür waren viele Fouls aus denen gegen Ende der ersten Hälfte viele gefährliche Freistöße aus dem Halbfeld entstanden. Wie in der 41. Minute als Declan Rice eine Freistoßflanke vom starken Anderson nur knapp über die Querlatte köpfte.
Zu diesem Zeitpunkt hätte sich der Liverpool FC über einen Rückstand nicht beschweren dürfen, da auch offensiv nur wenig Entlastung, wie ein Mané-Kopfball in der 44. Minute, zustande kam. Insgesamt eine dürftige Leistung des Tabellenführers, der mit einem glücklichen 1:1 in die Halbzeitpause ging.
Zweite Halbzeit beginnt weniger temporeich
Umso erstaunlicher, dass es ohne personelle Veränderungen in die zweite Hälfte ging. Diese begann mit einem ersten Abschluss von Salah, der in Halbzeit eins gar nicht zur Geltung kam. Adam Lallana, der wiederum einer der wenigen kleinen Lichtblicke der ersten Halbzeit war, legte den Ball parallel zum Strafraum auf den Ägypter ab, dessen Schuss aber von der Nummer eins der Hammers sicher entschärft wurde. Ansonsten konnte der Beginn der zweiten Spielhälfte nicht mit dem Tempo der ersten mithalten.

Speziell die Liverpooler Offensivbemühungen waren häufig von Ungenauigkeiten und fehlender Kreativität geprägt. So musste eine Einzelaktion von Salah herhalten, um mal wieder eine Torannäherung zu verzeichnen. Der von den Fans besungene ‘Egyptian King‘ setzte sich in der 60. Minute im gegnerischen Strafraum gegen drei Gegenspieler durch, schlenzte den Ball aber direkt in die Arme von Fabianski.
Torraumszenen werden zur Mangelware
Die nächste gefährlichere Strafraumszene konnte tatsächlich erst in der 73. Minute notiert werden. Snodgrass tankte sich auf der linken Seite bis zur Grundlinie durch und fand in der Mitte Noble, der das Spielgerät aus aussichtsreicher Position über den Kasten von Alisson setzte.

Erneut wirkte die Abwehr der Reds überfordert und statisch. Offensiv blieb der Tabellenführer in dieser Phase trotz der Einwechslungen von Xherdan Shaqiri und Divock Origi für Lallana und Firmino blass. Fehlpässe und auffallend viele Missverständnisse der Offensiv-Protagonisten prägten das Bild und ließen Jürgen Klopp an der Seitenlinie toben.
Schlussoffensive der Reds mit angezogener Handbremse
Erst in den letzten zehn Spielminuten schaffte Liverpool es, sich mal konstant in der gegnerischen Hälfte festzusetzen. Dies lag allerdings mit Sicherheit auch den schwindenden Kräften der Gastgeber – von einer zwingenden Schlussoffensive mit Strafraumszenen und Tormöglichkeiten konnte keine Rede sein.

Daran ändert auch eine letzte Chance von Origi nichts, der kurz vor Spielende frei vor Fabianski zum Abschluss kommt. Allerdings stand der Belgier erneut klar im Abseits, wenngleich der Linienrichter wiederholt nichts anzeigte. So blieb es bei einem enttäuschenden 1:1-Unentschieden mit dem man retrospektiv aus Liverpool-Sicht sogar noch zufrieden sein muss.
Durch das Remis schmolz der Vorsprung auf Manchester City auf drei Punkte. Ganz abgesehen vom Meisterschaftsrennen muss am kommenden Samstag im Heimspiel gegen den AFC Bournemouth eine Reaktion auf die unterdurchschnittliche Leistung gezeigt werden.