War es eigentlich ein Tor, oder doch keins, oder vielleicht doch? Das Geistertor von Luis Garcia im Champions League Halbfinale 2005 , sucht Jose Mourinho und dem Chelsea FC heute noch heim.

Am 03. Mai 2005 empfing Liverpool den Chelsea FC in Anfield zum Rückspiel des Champions League Halbfinales zwischen den Reds und den Blues. Es war das Duell des Außenseiters von der Merseyside, die mit spektakulären, wie unerwarteten Leistungen bis unter die letzten vier Mannschaften eingezogen sind, gegen den neureichen Favoriten aus London, die Dank der Abramovich Milliarden fast dazu verdammt waren, Europas goldene Krone zu holen.

LIVERPOOL, ENGLAND – MAY 3: Liverpool fans in the Kop celebrate after their team defeated Chelsea in the Champions League semi final second leg match between Liverpool and Chelsea at Anfield on May 3, 2005 in Liverpool, England. (Photo by Alex Livesey/Getty Images)

Das Hinspiel an der Stamford Bridge endete torlos, es ging also um alles oder nichts. Die Kopites im Stadion steckten all ihre Energie in die Gesänge und Anfeuerungsrufe, um Liverpool wenn nötig mit eigener Kraft ins Finale nach Istanbul zu befördern. Der Lärm an diesem Abend war ohrenbetäubend und wird von vielen als das stimmungsvollste Heimspiel in der Vereinsgeschichte bezeichnet.

Die Szene des Spiels ereignete sich gleich in der vierten Minute. John Arne Riise dribbelte in Höhe der Mittellinie vom linken Flügel in die Mitte und passte zu Steven Gerrard. Der Kapitän chippte mit einer Ballberührung die Kugel weiter in den Lauf von Milan Baros. Der Tscheche befand sich nun frei vor seinem Landsmann Petr Cech. Baros ließ den Ball einmal aufkommen und versuchte ihn über den Chelsea-Schlussmann drüber zu spitzeln. Er bekam eine minimale Berührung an den Ball, bevor er mit voller Wucht von Cech umgeräumt wurde.

LIVERPOOL, ENGLAND – MAY 03: (THE SUN OUT, THE SUN ON SUNDAY OUT) Luis Garcia of Liverpool scores during the second leg of the UEFA Champions League Semi Final between Liverpool and Chelsea at Anfield on May 3, 2005 in Liverpool,England. (Photo by John Cocks/Liverpool FC via Getty Images)

Der Ball rollte in Richtung Tor, hatte aber nicht genug Kraft um eigenständig den Weg über die Linie zu finden. Mittlerweile waren auch John Terry und William Gallas nachgerückt und positionierten sich um den Ball zu klären. Doch Luis Garcia war schneller als die beiden Verteidiger. Der Spanier erreichte den Ball vor Terry und spitzelte ihn Richtung Tor. Garcias Schuss wurde von Terry leicht abgefälscht und bewegte sich wie in Zeitlupe auf das leere Tor zu. Gallas versuchte sein Glück und schlug den Ball mit voller Wucht noch aus dem Torrahmen hinaus, doch Luis Garcia fing schon an zu feiern und der Kop reklamierte, dass der Ball die Linie überquert hatte.

Garcia bremste seinen Jubel kurz ab, fragende Gesichter in Rot und Blau drehten sich zum Lubos Michel, dem Schiedsrichter der Partie. Er zögerte kurz und zeigte dann auf den Mittelkreis – TOR! – 1:0 für Liverpool im Champions League Halbfinale. Anfield rockte und Luis Garcia feierte mit seinen Kollegen die frühe Führung, während Trainer Rafa Benitez emotionslos an der Seitenlinie verharrte.

LIVERPOOL, ENGLAND – MAY 03: (THE SUN OUT, THE SUN ON SUNDAY OUT) Luis Garcia of Liverpool scores during the second leg of the UEFA Champions League Semi Final between Liverpool and Chelsea at Anfield on May 3, 2005 in Liverpool,England. (Photo by John Cocks/Liverpool FC via Getty Images)

Die Spieler des Chelsea FC stellten sich aber jetzt die Frage: Hat der Ball wirklich die Torlinie überquert? Selbst die TV-Kameras aus der Zeit konnten es nicht wirklich auflösen, weil Gallas im entscheidenden Moment genau zwischen Ball und Kamera positioniert war. Aus anderen Winkeln lässt es sich auch sehr schwer erkennen. War der Ball nun drin oder nicht?

„Ich sollte jedesmal nach einem Penny fragen, wenn mir jemand diese Frage stellt“, scherzte Luis Garcia in einem Interview mit dem Guardian. „Für mich war er drinnen und der Schiedsrichter hat es auch so gesehen. Wenn ich ehrlich bin, erinnere ich mich an das Gefühl den Ball zu treffen und als ich ihn aufspringen sah, habe ich mich umgedreht und gejubelt. Ich zweifelte für einen kleinen Moment, weil zwei Sekunden lang keiner meiner Mannschaftskameraden in meiner Nähe waren.“

LIVERPOOL, ENGLAND – MAY 03: Luis Garcia of Liverpool scores the opening goal during the UEFA Champions League semi-final second leg match between Liverpool and Chelsea at Anfield on May 3, 2005 in Liverpool, England. (Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

„Ich dachte zu mir: ‚Oh Gott, vielleicht war er doch nicht drinnen.‘ Aber als ich mich umdrehte, sah ich den Schiedsrichter und den Linienrichter zurück zur Mittellinie laufen und ich brüllte einfach nur. Wir können jetzt sagen, ‚wäre dies oder wäre das.‘ Aber das Tor wurde gegeben. Wenn nicht, hätte es einen Elfmeter und eine rote Karte (für Cech) geben müssen. Wir wissen nicht, ob es besser wäre, wenn es so gekommen wäre oder nicht.“

Es sollte der einzige Treffer im Spiel bleiben. Liverpool zog auf denkwürdige Weise in das Champions League Finale in Istanbul ein und gewann am Ende auf noch spektakulärer Weise den Henkelpott. Bei jeder Begegnung gegen den Chelsea FC, erinnern die Kopites die Fans der Blues mit dem Luis Garcia Lied an dieses verrückte Tor, das Luis Garcia zu einem Liebling der Fans machte.

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