Am Mittwochabend zeigte sich beim Spiel zwischen Liverpool und Burnley einmal mehr, wie sehr die Reds von ihren Offensivspielern abhängig sind. Diese Entwicklung ist nicht unbedingt positiv, meint unser Autor.
Am fünfzehnten Spieltag der Premier League war es so weit. Zum ersten Mal in der laufenden Saison rotierte Trainer Jürgen Klopp auf mehreren Positionen und verschonte auch die Offensive nicht. Acht Änderungen nahm der Deutsche vor, das Offensivtrio mit Mohamed Salah, Sadio Mané und Roberto Firmino wurde komplett ausgetauscht.
Während Mané aufgrund einer Fussverletzung die Reise in das Turf Moor gar nicht erst antrat, mussten Salah und Firmino vorerst auf der Bank Platz nehmen. Daniel Sturridge, Xherdan Shaqiri und Divock Origi übernahmen die Positionen ihrer Kollegen.
Dass das neue Trio nicht so einschlagen dürfte wie das alte, dürfte den meisten Fans klar gewesen sein. Trotzdem hegte wohl manch ein Supporter die Hoffnung, dass Origi nach seinem Tor am vergangenen Sonntag gegen Everton voller Selbstvertrauen in das Spiel geht und vielleicht noch einmal ein Tor erzielen kann.
Auch Sturridge zeigte sich in den vergangenen Wochen von seiner guten Seite und verdiente sich die Nominierung für die Startelf mehr als redlich. Dass Shaqiri nach seinen starken vergangenen Tagen erneut spielen würde, stand ebenfalls ausser Frage.
Am Ende dürften die meisten Fans enttäuscht gewesen sein. Origi verlor immer wieder den Ball und konnte in der Offensive keine Akzente setzen. Der Belgier wurde kaum auffällig und ging zwischen den gross gewachsenen Defensivspielern der Clarets praktisch komplett unter.
Sturridge wagte zwar mehr, war damit aber ebenfalls nicht erfolgreich. Es dauerte bis zur zweiten Halbzeit, ehe der Stürmer endlich einen gefährlichen Schuss in Richtung Joe Hart abgeben konnte, am Ende reichte es für ihn aber ebenfalls nicht für ein Tor.
Nach dem zwischenzeitlichen Rückstand sah sich Klopp daher zum Handeln gezwungen. Mit einem Doppelwechsel brachte er nach etwas mehr als einer Stunde Salah und Firmino in die Partie. Für sie mussten Origi und Linksverteidiger Alberto Moreno vorzeitig vom Platz.
Die Einwechslung des Duos machte sich umgehend bezahlt. Firmino schob aus kurzer Distanz zum 2:1 ein, Salah sorgte in der Schlussphase mit einer perfekten Vorbereitung für das 3:1 durch Xherdan Shaqiri.
Klopp scheint mit seinen Einwechslungen alles richtig gemacht zu haben. Liverpool konnte aus dem Turf Moor drei Punkte mitnehmen, die Mannschaft bleibt an Manchester City dran und kämpft weiterhin um den Titel. Alles gut – oder doch nicht?
Die zählbare Offensive besteht aus wenigen Spielern

Liveprool konnte sich in den vergangenen Wochen auf sein Offensivtrio verlassen. In den meisten Spielen harmonierten Salah, Firmino und Mané perfekt, immer wieder sorgte das Trio für wunderschöne Tore und viele entzückte Fans. Am Ende sind die drei Spieler massgeblich dafür verantwortlich, dass sich das Team nach fünfzehn Spieltagen auf dem zweiten Rang der Premier League-Tabelle wiederfindet.
Doch gegen Burnley zeigte sich auf erschreckende Art und Weise, wie die Mannschaft spielt, wenn keiner der drei auf dem Rasen steht. Origi und Sturridge gaben sich zwar viel Mühe und kämpften um den Ball, am Ende verbuchten sie aber kaum gefährliche Chancen und erzielten auch kein Tor.
Vor allem Origi wirkte immer wieder desorientiert, verlor den Ball und verschenkte Abschlüsse aus vermeintlich guten Positionen leichtfertig – wenn er denn einmal zum Abschluss kam. Klopp zog deshalb nach einer guten Stunde die Reissleine und brachte Firmino und Salah in die Partie – mit Erfolg.
Das zeigt, dass der Erfolg und damit auch die Punkte im Moment vor allem auf drei Spielern lastet. Ohne das Trio in der Offensive funktioniert bei den Reds erschreckend wenig.
Fehlende Spielpraxis als Grund?

Ein Grund dafür dürfte vor allem die fehlende Spielpraxis der anderen Spieler sein. Während Salah, Firmino und Mané in den vergangenen Monaten praktisch in jedem Spiel auf dem Rasen standen, kamen Spieler wie Origi oder Sturridge nur selten zu Einsatzmöglichkeiten.
Bei Sturridge dauerte es bis Oktober, ehe er langsam zu mehr Einsätzen in der Liga und auch in der Champions League kam. Der Engländer dankte es Klopp und erzielte immer wieder schöne Tore, die seiner Mannschaft auch zu wichtigen Punkten verhalfen.
Origi hingegen tauchte am vergangenen Sonntag praktisch aus dem Niemandsland auf und schoss Liverpool gegen Everton zum Sieg. Klopp belohnte den Belgier daraufhin mit einem Einsatz in der Startelf gegen Burnley – seinem ersten überhaupt in der laufenden Saison.
Die Desorientierung und auch die vielen Ballverluste lassen sich sicherlich auch an der fehlenden Spielpraxis festmachen. Origi erhielt in den vergangenen Wochen kaum Einsätze und fristete entsprechend ein Dasein ohne Spielrhythmus. Dass dies auf Dauer nicht gut gehen kann, dürfte jedem klar sein.
Gebt den Spielern Praxis –
und schont die Stars

Klopp dürfte sich in meinen Augen in den kommenden Wochen gut daran tun, den Spielern so viele Einsätze wie möglich zu geben. Das Spiel gegen Burnley am Mittwoch hat aufgezeigt, dass ausser den üblichen drei Spielern in der Offensive nur wenig möglich ist. Dabei spielt vor allem die fehlende Praxis eine Rolle, denn viele Spieler haben derzeit schlicht und einfach keine Wettkampferfahrung.
In den kommenden Wochen steht in England die traditionell wichtigste Zeit des Jahres an. Ein Spiel folgt dem nächsten, die Rotation wird früher oder später unumgänglich. Auch ein Salah oder Mané kann nicht in jedem Spiel dabei sein und Klopp dürfte es kaum riskieren, dass sich einer seiner Stars verletzt.
Mehr Spielpraxis für die anderen Spieler ist daher unumgänglich. Origi, Sturridge und Co. werden es Klopp früher oder später danken – in Form von Toren und damit auch wichtigen Punkten im Kampf um die Meisterschaft.