Alfredo di Stefano, Ferenc Puskas, Günther Netzer, Zinedine Zidane, Raul, Ronaldo…man könnte diese Liste fast beliebig fortsetzen. Die ganz großen Namen des Weltfußballs fühlten sich schon immer zu Real Madrid hingezogen. Auch aktuell bieten die selbsternannten Galaktischen eine Weltauswahl auf, die sich vor den großen Teams vergangener Tage nicht verstecken muss. Alleine zu Cristiano Ronaldo, ob man ihn mag oder nicht, einer der besten Fußballer aller Zeiten, ließen sich ganze Romane verfassen. Doch auch ansonsten ist das Team von Zinedine Zidane weltklasse besetzt.
„Los Blancos“ sind zweifacher Titelverteidiger und auf der Jagd nach dem 13. Titel in der Königsklasse. Für die heimischen Medien wäre alles andere als der erneute Sieg in der Champions League eine Tragödie, gerade nachdem die Mannschaft in der Liga mit Rang drei und 17 Punkten Rückstand auf den FC Barcelona arg enttäuscht hat. In der Champions League hat Real aber immer und immer wieder bewiesen, zu was die Truppe fähig ist, wenn es darauf ankommt. Wir haben uns den Finalgegner des LFC einmal etwas näher angeschaut.
Das Team
Es gibt wohl kaum eine Mannschaft auf der Welt, die über so viel geballte Erfahrung in großen Finalspielen verfügt, wie Real. Ein Großteil der Elf, die am Samstag auf dem Platz stehen wird, war auch schon bei den Champions League-Triumphen 2014, 2016 und 2017 mit dabei. Dazu kommen mit Sergio Ramos und Toni Kroos zwei Weltmeister und mit Cristiano Ronaldo ein amtierender Europameister. Zum Vergleich: der einzige Mann auf Liverpooler Seite, der bereits einmal in einem CL-Finale stand, ist Trainer Jürgen Klopp (2013 mit Borussia Dortmund). Das muss aber nicht zwingend etwas über das Ergebnis verraten, auch 2005 ging der AC Mailand mit Namen wie Maldini, Kaka, Seedorf oder Cafu als klarer Favorit ins Spiel und wir wissen alle, wie es damals ausging.
Im Tor wird bei Real Keylor Navas stehen. Der Schlussmann aus Costa Rica überzeugte besonders in den Halbfinalspielen gegen den FC Bayern mit einigen Weltklasseparaden und ebnete den Blancos so den Weg nach Kiew. Seine Stärken liegen klar auf der Linie, der Spielaufbau ist seine Sache nicht.
Der wohl schwächste Mannschaftsteil unseres Gegners dürfte die Defensive sein. Namen wie Sergio Ramos oder Marcelo mögen klangvoll sein, 15 Gegentreffer in der Champions League sowie 44 in der heimischen Liga sprechen aber nicht für Stabilität. Komplettiert wird die Viererkette aller Wahrscheinlichkeit nach von Raphael Varane sowie dem Ex-Leverkusener Daniel Carvajal. Insbesondere Marcelo auf der linken Abwehrseite ist für seine häufigen Vorstöße bekannt und könnte so Räume für Mo Salah eröffnen, die unser ägyptischer Superstar nur allzu gerne nutzen wird. Andererseits ist der Brasilianer natürlich auch für unsere Defensive ein weiteres Problem, das es zu bewältigen gibt. Nicht unterschätzen sollte man in dieser Hinsicht auch Sergio Ramos, der immer wieder mit wichtigen Toren in der Schlussphase auf sich aufmerksam machen konnte.
Über jegliche Zweifel erhaben ist hingegen das zentrale Mittelfeld um die Dirigenten Toni Kroos und Luca Modric. Beide sind unglaublich pass- und ballsicher und zählen zu den besten der Welt, was ihre Position angeht. Als Abräumer haben sie den gerne unterschätzten Casemiro hinter sich. Der Brasilianer steht nicht unbedingt stellvertretend für die Schönheit des Spiels, ist aber wohl der Spieler in Reals Mittelfeld, der am von der Kampfkraft am ehesten mit unseren Jungs mithalten kann.
Offensiv hat Trainer Zidane einige Möglichkeiten. Absolut gesetzt dürfte eigentlich nur Cristiano Ronaldo sein. Der fünfmalige Ballon d’Or-Gewinner führt mit 15 Treffern die Torjägerliste der Champions League an und sollte jedem Fußballfan ein Begriff sein. Unterstützt wird er aller Wahrscheinlichkeit vom Franzosen Karim Benzema, den dritten Platz in der Offensive wird entweder Gareth Bale oder Isco einnehmen. Je nachdem, wie sich Zidane entscheidet, ist auch ein 4-4-2 oder 4-3-3 möglich. Absolute Klarheit in dieser Frage wird es wohl aber erst am Samstag kurz vor Anpfiff geben. Die Reds müssen sich auf alle Eventualitäten einstellen. Erwischt Ronaldo allerdings einen schlechten Tag, so sind die anderen Offensivkräfte nicht gerade als ausgewiesene Torjäger bekannt. Ihn kalt zu stellen dürfte die schwierigste, aber wohl auch die wichtigste Aufgabe für unsere Defensive sein.
Mit Marco Asensio, Lucas Vazquez und Mateo Kovacic hat Real zudem junge, hungrige Spieler auf der Bank, die im Falle einer Verletzung einspringen können. Rein von den Namen her ist dies sicher der schwerste Gegner, mit dem es unsere Jungs in dieser Saison zu tun bekommen haben.
Der Weg ins Finale
Real war als Titelverteidiger in der Gruppenphase als Gruppenkopf gesetzt und wurde dennoch in eine extrem schwere Gruppe gelost. In der Vorrunde trafen die Madrilenen auf Borussia Dortmund, die Tottenham Hotspur und APOEL Nikosia. Nach gutem Start mit Siegen über Nikosia und den BVB gab es gegen die Spurs zunächst ein Unentschieden, bevor man sich in Wembley mit 3:1 geschlagen geben musste. Durch zwei weitere Siege gegen Dortmund und den zypriotischen Meister sicherte man sich aber dennoch den zweiten Gruppenplatz und damit den Einzug ins Achtelfinale.
Dort wartete mit Paris St. Germain der nächste Härtetest, doch mit 3:1 und 2:1 setzten sich Real überraschend deutlich durch. Entscheidend war hier einmal mehr Ronaldo, der drei von fünf Treffern für die Königlichen erzielte.
Auch das Viertelfinale gegen Juventus Turin schien nach einem deutlichen 3:0-Auswärtserfolg im Hinspiel gelaufen, doch im Rückspiel zeigte Juve eine bärenstarke Leistung und brachte Real an den Rande des Ausscheidens. Bis in die Nachspielzeit hinein führten die Italiener im Bernabeo mit 3:0, ehe abermals Ronaldo einen viel diskutierten Elfmeter verwandeln konnte und sein Team ins Halbfinale schoss.
Dort traf man zum wiederholten Male auf den FC Bayern München. Die Münchner hatten spielerische Vorteile, ließen aber eine Vielzahl an Chancen liegen. Real hingegen nutzte jede Gelegenheit, die sich bot, eiskalt aus und gewann das Hinspiel in München mit 2:1. Im Rückspiel bot sich ein ähnliches Bild. Nach der Führung durch Kimmich drückte der FCB, die Tore erzielte aber wiederum Real. Nach individuellen Patzern der Bayern-Defensive war Benzema zweimal zur Stelle. Die Bayern kamen zwar noch zum 2:2, ihre Schlussoffensive brachte aber nicht mehr den ersehnten Treffer und so zog Real zum vierten Mal in fünf Jahren ins Finale des größten Vereinswettbewerbs der Welt ein.
Ein paar abschließende Worte
In den vergangenen Tagen machten angebliche interne Aussagen die Runde, nach denen man bei Real vom „leichtesten Finale der letzten Jahre“ spricht und dem LFC die Gewinnermentalität abspricht. Ich persönlich kann mir zwar nicht vorstellen, dass die Mannschaft so denkt, denn mit so einer Einstellung kommt man nicht in ein Champions League-Finale.
Sollte es diese Meinung aber irgendwo im Verein Real Madrid geben, dann hoffe ich sehr, dass dies der kleine Funken Motivation ist, der unseren Jungs vielleicht noch gefehlt hat. Holt euch das Ding! ALLEZ ALLEZ ALLEZ!