Das Ende der Derby-Trilogy der Saison 2017 / 2018. Rein theoretisch könnten sich die Reds ja im heimischen Umkleideraum anziehen, durch den Park laufen und pünktlich zum Anpfiff aufgewärmt und bereit für den Kampf auf dem Platz stehen. Die Gehässigkeit überlässt man dann aber gerne den Fans an diesem grauen Samstag mittag.
We’ve never conquered Europe
We’re never gonna start
From Goodison down to Wrexham
Our team is world’s apart
Joe Royle and David Moysey
Our team’s a laughing stock
All that’s in our trophy room’s
A fuckin‘ cuckoo clock
… ein wenig Gehässigkeit muss sein. Immerhin ist es das Derby und nach dem Abpfiff war klar, dass Everton mittlerweile 2729 Tage (17 Begegnungen, Oktober 2010) ohne Sieg gegen seinen Stadtrivalen ist. Das nehmen wir so gerne an. Danke.
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Ich gebe zu als Supporter mit etwas Sorge in das Spiel gegangen zu sein. Die Toffees hatten sich unter Sam Allardyce in dieser Saison etwas gefangen, sie spielen weiterhin weit hinter ihren 200 Millionen Erwartungen, wollten jedoch die Doppelbelastung und klare Priorität der Champions League von Liverpool nutzen um nicht nur wichtige Punkte im Kampf um Fernsehgelder sondern auch Prestige zu nutzen und natürlich nicht in der Bedeutungslosigkeit von Platz 9 enden. Eine erwachsene Leistung unserer Jungs sicherte den Reds jedoch einen wichtigen Punkt im Kampf um die Plätze 2 und 3 und lässt Everton weiterhin sehr blass aussehen.
Spielverlauf:
Unter sintflutartigem Regen begann Everton mit hoher Intensität und wollte das frühe Tor. Die ungewöhnliche Aufstellung vom Boss mit Ragnar Klavan auf der linken Seite und Wijnaldum als 6er (oft gegen Rooney) zeigte sich allerdings effektiv und defensiv weitesgehend stabil. Die ersten 20 Minuten fehlte unseren Jungs der Grip nach vorne. Das lag sicherlich nicht nur am durchnässten Platz. In der 22. Minute ein kurzer Schreckmoment. Bolasie, der oftmals gegen die Reds sehr gut aufspielt läuft sich frei und zwirbelt einen Schuss auf den rechten Pfosten. Karius hebt ab und kommt in letzter Millisekunde mit den Finger an den Ball und lenkt ihn an den Außenpfosten. Was für eine Glanzparade!
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Nathaniel Clyne, der nach sehr langer Verletzungspause zurück war konnte wie erwartend sogar einige positive Akzente nach vorne setzen. Startplätze für Ings und Solanke konnten leider nicht die gewünschte Frische und Überraschung vorne bringen. Die Angriffe verpufften meist. Mané schien auch nicht auf der Höhe zu sein. Es war trotz allem eine sehr enge Halbzeit, wenn auch schrecklich anzusehen aufgrund der negativen Leistung von Everton die gerne mit 9 Mann hinten verteidigten und die Reds dazu zwangen immer wieder den Ball vorne hin und her zu schieben.
Die Stimmung im Stadion war meist unterirdisch, nicht nur von den heimischen Fans und als der Halbzeitpfiff ertönt konnte man ein enttäuschtes Raunen von den Rängen hören. Das war nicht das Derby, was sich die Fans erhofft hatten. Es fehlte der Biss auf beiden Seiten, die konstante Aggressivität und die Rudelbildung nach einem Foul. Aber vielleicht war das auch genau die Taktik von Jürgen Klopp.
Die zweite Halbzeit begann mit einer dominierenden Phase der Reds und Wijnaldum kristallisierte sich als Überraschung auf der neuen Position heraus. Bedeutsame Ballgewinne mit gutem Zweikampfverhalten und ein kühler Kopf unter Druck lassen für Dienstag hoffen. Die heimischen Fans waren sehr unzufrieden mit der Leistung ihrer Mannschaft und machten das lautstark klar. Rooney wurde in der 57. Minuten ausgewechselt und fing dann auf der Bank an den Trainer anzufauchen.
Ein Zweikampf zwischen Coleman und Ings zeigte erste Funken, dass das Spiel vielleicht doch noch ein richtiges Derby werden könnte, wie es die Supporter gewöhnt sind.
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Bis zur 75. Minute passierte leider wenig und es wurden Spieler auf beiden Seiten ausgewechselt, unter anderem Mané, der irgendwie eher mit sich selber gespielt hatte, als wirklich Akzente vorne zu setzen. Everton erhöhte den Druck und die Reds hatten Mühe aufzuwachen. Gegen Ende der Partie merkte man Liverpool die Müdigkeit vom Mittwoch an. Klopp behielt natürlich recht mit seinem Unverständnis gegenüber der Spielverlegung.
In den letzten Minuten vergaben die Toffees einige hochkarätige Chancen die wieder einmal zeigen, welche Klasse und Durchsetzungskraft ihnen in dieser Saison fehlen und wieviel Glück die Reds auf der anderen Seite in solchen Spielen mittlerweile mitbringen.
Einschätzung & Ausblick:
Ein müder Punkt und doch eine sehr reife und wichtige Leistung – vor allem Defensiv. Das war einfach nötig. Schafft Selbstvertrauen für Dienstag. Seitdem Virgil Van Dijk in der Innenverteidigung spielt haben die Reds die meisten „Clean Sheets“ in der Liga in diesem Zeitraum geholt. Und seitdem er in seinem Debüt das Siegtor eben gegen jene Toffees schoss hört man nirgendwo mehr die Kritik an der Ablösesumme. Zufall?
„Es war eine gute Leistung. Sie war nicht brilliant, aber wahrscheinlich die reifste die wir gespielt haben, seitdem ich hier bin. Ankommen, Fußball spielen, Ergebnis holen, nicht auf Kämpfe oder Ähnliches aus sein und verwickeln lassen.“ – Jürgen Klopp über das Ergebnis
Ragnar Klavan erfüllte seine Rolle bemerkenswert solide und zusammen mit einem herausragenden James Milner beweisen sie von Einsatz zu Einsatz wie wichtig sie für das gesamte Team sind.
Zwei Topspiele in einer Woche – kein Gegentor. Wir sind defensiv erwachsen geworden und das ist das Fundament um vorne anzugreifen, auch wenn das heute noch nicht so rund lief. Für Danny Ings, erster Premier League Startplatz in zweieinhalb Jahren war dieses Spiel ungemein wichtig.
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Was für ein eigenartiger Tag. Es gibt eigentlich nur wenige Spiele und Anlässe die soviel Spaß machen wie das Merseyside Derby. 90+5 Minuten Kampf, Prestige, zwicken, foulen, anschreien, rote Karten … aber das war dieses Mal lahm – mal wieder. Aus jeder Perspektive. Hoffen wir, dass das Derby (ebenso wie das North West Derby – aber lasst uns nicht davon anfangen) bald wieder Spaß macht und nicht an Bedeutungslosigkeit und Unterhaltungspotential verliert. Vielleicht sind auch die Verschiebungen solcher Derbys auf die Mittagszeit nicht ganz förderlich.
Lasst uns den Sack zu machen und eine erfolgreiche Saison noch erfolgreicher machen… in der Tabelle stehen wir schonmal vor Everton. Das erste Ziel ist also schon lange erreicht.
Dienstag geht es ins Etihad Stadion – das Halbfinale ruft und es tönt wieder „Allez Allez Allez“
Everton FC – Liverpool FC 0:0 (0:0)
Zuschauerzahl: 40569
Tore:
Nope
Schiedsrichter:
Michael Oliver
Mein Spieler des Tages:
Georginio Wijnaldum
91 Ballaktionen
81 Pässe (die meisten im Spiel)
94% Passgenauigkeit
Ungewohnte Rolle als #6er
Start-Aufstellung:
Karius – Nathaniel Clyne – Ragnar Klavan – Dejan Lovren – Virgil Van Dijk – Jordan Henderson – Sadio Mané – James Milner – Georginio Wijnaldum – Danny Ings – Dominic Solanke
Einwechslungen:
Trent Alexander-Arnold
Alex Oxlade-Chamberlain
Roberto Firmino
Nächstes Spiel:
Manchester City – Liverpool FC
Dienstag, 10.04.2018
Kick Off: 20.45 Uhr
Von André Völkel